Abstract
Als Folge des Klimawandels profitieren temperaturlimitierte Gebirgswälder von höheren Bodentemperaturen, was das Wachstum der Fichte (Picea abies) begünstigt. In der subalpinen Höhenstufe führte dies zu einer verstärkten Ausdehnung der Fichtenkronen und damit zu verschmälerten Gassen zwischen Rotten. Weil die Kronen der Randbäume stärker wachsen als erwartet, reicht der Gassenabstand im Untersuchungsgebiet vermutlich nicht aus, um die grünen Kronenränder der Rotten längerfristig zu erhalten. Die vorliegende Arbeit untersuchte zwölf Rotten in einem Schutzwald in der Surselva. Dabei wurden sechs Rotten nach klassischem Rottenmanagement bewirtschaftet, während die anderen sechs Rotten im Jahr 2012 durchforstet wurden. Ziel der Arbeit war es, mittels dendrochronologischer Analysen den Einfluss unterschiedlicher Bewirtschaftungsarten (durchforstet / nicht durchforstet) sowie Positionen (Rand/Zentrum) auf den Basalflächenzuwachs der Bäume zu quantifizieren und deren Wachstumsreaktion auf extreme Trockenheit darzustellen. Die durchforsteten Rotten sind durch einen stärkeren Basalflächenzuwachs sowie eine grössere Wachstumsresistenz gegen Trockenheit, insbesondere bei den Randbäumen charakterisiert. Der Waldbestand der untersuchten Fläche befindet sich derzeit in einem stabilen Zustand. Doch unter Einfluss des Klimawandels wird künftig nicht nur die jährliche Durchschnittstemperatur weiter steigen, sondern auch die Gefährdung durch biotische und abiotische Störungen zunehmen. Insbesondere auf sehr trockenheitslimitierten Standorten könnte eine Durchforstung im jungen Bestandalter eine Möglichkeit sein, die Anfälligkeit der Fichte gegenüber Trockenheit zu verringern.